Parodontologie
Parodontologie
Das zahnärztliche Tätigkeitsfeld der Parodontologie (Parodont = Zahnhalteapparat) befasst sich mit den Geweben, die den Zahn umgeben und ihn in der Mundhöhle verankern. Daher trägt die Gesunderhaltung dieser Strukturen entscheidend zum Erhalt Ihrer natürlichen Zähne bei.
Und nicht nur das! Über Jahrzehnte hinweg konnte in medizinischen Studien nachgewiesen werden, dass eine Erkrankung dieser wichtigen Gewebe (genannt Parodontitis, früher auch als Parodontose bezeichnet) einen negativen Einfluss auf den gesamten menschlichen Organismus haben kann. Dazu zählen unter anderem ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall), Diabetes, Lungenerkrankungen und Schwangerschaftskomplikationen, um nur einige zu nennen. Dies liegt daran, dass die mit einer Parodontitis in Zusammenhang stehenden Bakterien vom Mund aus in den gesamten Körperkreislauf gelangen können und dort gewisse Reaktionen hervorrufen.
Um Sie bestmöglich in dieser wichtigen zahnärztlichen Disziplin betreuen zu können hat Herr Dr. Simon daher weitreichende und umfassende Kenntnisse in diesem Tätigkeitsfeld durch seinen Master of Science in Parodontologie und Implantattherapie erworben.
Was genau ist die Parodontitis?
(Parodont = Zahnhalteapparat, -itis = Entzündung)
Die Parodontitis ist eine chronische Infektionserkrankung, die durch ein erhöhtes Bakterienaufkommen in der Mundhöhle zum Abbau des Zahnhalteapparates führt.
Der Zahnhalteapparat setzt sich zusammen aus:
-dem Zahnfleisch
-dem zahntragenden Knochen
-den dünnen Fasern, die den Zahn in seinem Knochenfach aufhängen (Wurzelhaut)
-dem Zahnzement auf der Wurzeloberfläche, in den diese Fasern einstrahlen
Wird dieser funktionelle Gewebeverband zerstört, verliert der Zahn seinen Halt, wird locker und fällt letztlich aus.
Durch ein erhöhtes Bakterienaufkommen, kommt es zur Aktivierung des körpereigenen Abwehrsystems. Besteht dieser Zustand über einen längeren Zeitraum, führt diese Abwehrreaktion zum Abbau des Zahnhalteapparates. In der Folge entwickeln sich Zahnfleischtaschen, in denen sich die Bakterien vermehren und in deren Tiefe sich an der Wurzeloberfläche fest anhaftender Zahnstein bildet. Es ist also Aufgabe der Parodontitisbehandlung, die Ursache der Abwehrreaktion, also die Bakterien, zu reduzieren, und so den Abbau des Zahnhalteapparates zu stoppen, sowie die Wurzeloberfläche zu reinigen.
Kann ich eine Parodontitis alleine bemerken?
Meist verläuft eine Parodontitis schmerzfrei. Es gibt allerdings einige Anzeichen und Risikofaktoren, die Sie selbst beurteilen können. Symptome wie häufiges Zahnfleischbluten, ein unangenehmer Geschmack im Mund oder die Lockerung von Zähnen, können Hinweise für eine Parodontitis sein. Außerdem gibt es einige Risikofaktoren, die bekannt dafür sind, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Parodontitis zu erhöhen.
Dazu zählen:
- Schlechte Mundhygiene
- Rauchen
- Familiäre Veranlagung
- Allgemeine Grunderkrankungen, wie z.B. Diabetes mellitus oder Immunschwäche
- Hormonelle Umstellungen, wie z.B. Schwangerschaft oder Pubertät
Da rein visuell der Abbau des Zahnhalteapparates nicht zu erkennen ist, ist es unerlässlich, regelmäßig die Tiefe der Zahnfleischtaschen mit einer speziellen Sonde zu messen und bei Bedarf Röntgenbilder zur Begutachtung des Kieferknochens anzufertigen. Nur so kann eine adäquate Beurteilung des parodontalen Zustandes gewährleistet sein.
Die Therapie
Wie läuft eine Parodontitis-Therapie ab?
Oberste Priorität bei der Parodontitis-Therapie hat die konsequente und lebenslange Infektionskontrolle, die durch die Reduktion der Bakterien auf ein Minimum erreicht wird. Um langfristig einen stabilen Zustand und eine optimale Mundgesundheit zu erzielen ist es zunächst notwendig sämtliche Schmutznischen zu beseitigen, die ein erhöhtes Bakterienaufkommen zeigen. Dazu zählen z.B. kariöse Zahnareale, undichte oder kariöse Füllungen, überstehende Kronenrändern oder Weisheitszähne, die von Ihnen nicht richtig gepflegt werden können.
Im Rahmen der professionellen Zahnreinigung (PZR) werden computergestützt die Mundhygieneparameter erfasst und die Zähne von vorhandenen harten und weichen Ablagerungen, wie Zahnstein und bakterieller Plaque, befreit. Außerdem wird individuell mit Ihnen und für Sie ein Mundhygieneprogramm erarbeitet, das Ihnen hilft ihre Zähne Zuhause effizient zu reinigen, um so die Bakterienzahl gering zu halten. Diese Maßnahmen erfordern in der Regel 2-3 Termine.
Die Hygienisierungsphase und Vorbehandlung gelten als Grundvoraussetzung für die Krankenkasse, um die Kosten für die Parodontitis-Therapie zu übernehmen.
Die Erstellung des Parodontal-Status
Zur Erstellung des Parodontal-Status müssen folgende Paramater erfasst werden, um ein ganz genaues Bild Ihrer Ist-Situation zu erhalten:
- die Zahnfleischtaschen und der Zahnfleischrückgang müssen Millimeter genau gemessen werden
- gegebenenfalls vorhandene Zahnlockerungen oder eine sondierbare Aufteilung der Zahnwurzeln sind zu notieren
- es muss ein aktuelles Übersichtsröntgenbild (OPG) angefertigt werden, sofern das letzte älter als 6 Monate ist
- einige Fragen zu Ihrem individuellen Gesundheitszustand sind zu beantworten
Die eigentliche Parodontalbehandlung
Sie wird an zwei kurz aufeinanderfolgenden Tagen unter lokaler Betäubung der Zähne durchgeführt und dauert pro Sitzung in etwa 30 Minuten. Die Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischrandes werden gründlich gereinigt, geglättet und der fest anhaftende Zahnstein entfernt. Bei Bedarf werden besonders tiefe Zahnfleischtaschen noch mit einer speziellen Lösung gespült.
Die parodontale Nachkontrolle
10-14 Tage nach der Parodontalbehandlung kontrollieren wir den Heilungsverlauf und reinigen gegebenenfalls die Zahnoberflächen erneut.
Die Reevaluation des parodontalen Zustandes
Einige Monate nach Durchführung der Parodontitis-Therapie kontrollieren (reevaluieren) wir den parodontalen Zustand, um Ihn mit der Ausgangssituation zu vergleichen. Hierzu werden wieder computergestützt die Mundhygieneparameter erfasst und Millimeter genau die Tiefe der Zahnfleischtasche gemessen und geprüft, ob die gesteckten Behandlungsziele erreicht wurden. Außerdem wird der Erfolg des häuslichen Mundhygieneprogramms kontrolliert und die Zähne von gegebenenfalls neu entstandenen harten und weichen Belägen gereinigt.
Begleitende Therapie
Die unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT)
Die UPT ist von der regulären professionellen Zahnreinigung (PZR) zu unterscheiden.
Sie ist wesentlich umfangsreicher, denn hier wird speziell der Zustand des Zahnhalteapparates immer wieder fachkundig kontrolliert und gegebenenfalls erneut lokal behandelt. Die regelmäßige Messung der Zahnfleischtaschen zeigt frühzeitig gegebenenfalls erneut auftretenden Behandlungsbedarf an.
Bei der Parodontitis handelt es sich um eine chronische Erkrankung, deren Fortschreiten durch die Reduzierung der Bakterien unterhalb eines kritischen Schwellenwertes, aktiv aufgehalten werden muss. Daher ist es für den gewünschten lebenslangen Erhalt Ihrer Zähne unabdingbar konsequent an der unterstützenden Parodontitis-Therapie teilzunehmen und das häusliche Mundhygieneprogramm adäquat durchzuführen. Somit haben SIE einen erheblichen Einfluss auf den Gesamterfolg der Parodontitis-Therapie und den Erhalt Ihrer Zähne. Es empfiehlt sich im ersten Jahr nach der Therapie alle 3 Monate eine UPT von unseren erfahrenen Prophylaxeassistentinnen durchführen zu lassen. Lässt sich anhand mehrfacher Messungen ein stabiler Zustand erkennen richtet sich der Abstand zwischen den Terminen für die UPT nach Ihrem persönlichen Risiko und Ihrer Motivation Ihre Zähne zu pflegen. Der langfristige Erfolg der Behandlung steht und fällt mit der konsequenten Durchführung aller Therapiephasen!
Wieso sollte ich bei Bedarf eine Parodontitis-Therapie durchführen lassen?
Wie schon erwähnt, handelt es sich bei der Parodontitis um eine „stille“ Erkrankung, die weitestgehend unbemerkt ablaufen kann. Somit ist es für Sie selbst schwer kontrollierbar, ob eine vorhandene parodontale Erkrankung fortschreitet und so Ihren Zähnen und deren Zahnhalteapparat schadet. Des Weiteren haben umfangreiche und jahrzehntelange Studien, sowie unsere persönlichen Erfahrungen in der Praxis gezeigt, dass der Aufwand sich zweifelsohne lohnt. Die Behandlung einer Parodontitis hat nicht nur mundgesundheitliche und kaufunktionelle Vorteile, sondern es bestehen auch enge Zusammenhänge zwischen einer Parodontitis und Ihrer Allgemeingesundheit.
Was kostet eine Parodontitisbehandlung?
Welche Kosten entstehen für mich im Rahmen der Parodontitis-Therapie?
Ihre gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine Parodontalbehandlung nach dem Wirtschaftlichkeitsgebot (§12„ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich […] das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“). Dazu müssen Ihre Mundhygiene und Ihre Zähne gewisse Voraussetzungen erfüllen und dürfen gewisse Grenzwerte nicht überschreiten (Krankenkassenrichtlinien). Für Zähne, die diese Grenzwerte überschreiten sieht die gesetzliche Krankenkasse primär die Entfernung (Extraktion) vor. Es konnte allerdings auch hier in Studien und im Rahmen unserer zahnärztlichen Tätigkeit gezeigt werden, dass Zähne, die nicht mehr den Krankenkassenrichtlinien entsprechen, bei konsequenter Therapie langfristig erhalten werden können.
Wir geben Ihnen gerne die Möglichkeit, sofern eine Behandlung dieser vorgeschädigten Zähne aus zahnärztlicher Sicht sinnvoll erscheint, diese im Rahmen der regulären Parodontitis-Therapie mitbehandeln zu lassen.
Die Behandlung dieser Zähne wird dann nach der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) privat in Rechnung gestellt.
Gewisse Bestandteile der Hygienisierungsphase und der Vorbehandlung, sowie die UPT sind grundsätzlich kein Bestandteil der Leistungen Ihrer gesetzlichen Krankenkasse. Auch als Privatpatient kann es bei bestimmten Versicherungsverträgen oder bei besonders komplexen Behandlungssituationen zu einem Eigenanteil für Sie kommen.
Es ist für uns selbstverständlich, dass wir für Sie vor der jeweiligen Behandlung einen individuellen und befundbasierten Behandlungsplan erstellen und Sie so die Investition in Ihre Zähne vorher einschätzen können.